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Die Heilkraft der Alpen als wegweisendes Konzept
250 Gäste, zwölf Referenten aus fünf Ländern, eine gemeinsame Vision: Bad Hofgastein war Schauplatz des vierten internationalen Symposiums „Healing Power of the Alps“, das in diesem Jahr zum ersten Mal alpenübergreifend stattfand. Das Thema: Wie man die Heilkraft der Alpen nutzen kann, um nachhaltigen Tourismus neu zu definieren.
Vertreter internationaler Initiativen aus dem gesamten Alpenraum trafen sich in Bad Hofgastein, um diesen neuen Ansatz im Tourismus zu diskutieren. „Das übergeordnete Ziel ist es, den Alpenraum als weltweit attraktive Gesundheitsdestination mit einer lebendigen regionalen Wirtschaft zu positionieren, insbesondere nach der Pandemie“, sagte die Salzburger Landesrätin Daniela Gutschi bei der Eröffnung des Symposiums. Sie fuhr fort: „Der Reichtum des Alpenraums liegt in seiner Heilkraft“.
Daten für einen besseren Tourismus
Arnulf Hartl, Leiter des Instituts für Ökomedizin an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg (PMU) und Lead Partner im EU-Projekt HEALPS2, stellte in seinem Vortrag die Frage, wie wir heute im Bereich des Gesundheitstourismus Neues lernen können. Für ihn liegt die Antwort in der Erfassung, Verarbeitung und Nutzung von Daten. In den letzten Jahren haben sich die Möglichkeiten erheblich erweitert. Die gesundheitsfördernden Eigenschaften der Alpen beruhen heute nicht mehr auf Vermutungen, sondern sind durch medizinische Statistiken belegt. Der Alpenbogen ist eine „Insel“ inmitten der dicht besiedelten und durch Feinstaub belasteten Regionen im Norden (Ruhrgebiet) und Süden (Mailand).
Was bedeutet das für die Einheimischen in der Touristengegend?
Christian Baumgartner, Vizepräsident von CIPRA International und Professor an der Fachhochschule Graubünden, stellte in seinem Referat eine Studie vor, wonach mehr als die Hälfte der 20 stärksten österreichischen Tourismusgemeinden einen Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen haben. Gründe für den Bevölkerungsrückgang sind laut Baumgartner die hohen Lebenshaltungskosten in der Region – junge Leute können es sich einfach nicht mehr leisten und die Mitarbeiter der Tourismusbetriebe wohnen außerhalb der Gemeinden. Wenn sich etwas ändern soll, müssen wir Strategien grundlegend in Frage stellen, meint Baumgartner.
Zu hohe Ziele in Bezug auf die Nachhaltigkeit
Franz Fischler, langjähriger EU-Agrarkommissar und ehemaliger Präsident des Europäischen Forums Alpbach, kommentiert das Thema Nachhaltigkeit: „Nachhaltigkeit ist zu einem Modewort verkommen, für alles und jedes, oft mit einer falschen Anwendung“. Laut den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen der UNO soll der Hunger in der Welt bis 2030 der Vergangenheit angehören. Fischler stellt den Sinn dieser Nachhaltigkeitsziele in Frage und bezeichnet sie als „Wunschdenken“. Er stellt fest, dass Ziele realistisch sein müssen, um von der Gesellschaft akzeptiert zu werden.
Heilende Alpen Strategiegruppe
Bernhard Lehofer ist Leiter der Themenbereiche Gesundheitswirtschaft & Life Sciences, Innovationsqualifizierung bei der ITG – Innovationsservice für Salzburg. Er leitet auch die EUSALP-Gruppe für Gesundheitstourismus. Er sieht seine Aufgabe darin, die verschiedenen Projekte zusammenzuführen. Zu diesem Zweck wird für die Strategiegruppe Healing Alps ein virtueller Raum geschaffen, in dem Projekte des Gesundheitstourismus vorgestellt werden.
Das internationale Symposium „Healing Power of the Alps“ bescherte uns zwei spannende Tage mit vielen unterschiedlichen Meinungen. In einem waren sich die Referenten und Teilnehmer jedoch einig: Wenn alle Alpenländer an einem Strang ziehen, können wir die Zukunft des Alpentourismus nachhaltig und im Einklang mit der Natur gestalten.